Wir wollen, dass Vorpommern zusammenwächst und zusammen wächst!
Beides ist richtig, beides ist wichtig!
(A. Seyfert auf der 1. Mitgliederversammlung des Vereins 2001)
Leitbild für Vorpommern
(Beschlossen durch den Regionalen Planungsverband Vorpommern auf der Mitgliederversammlung am 18. April 2001)
1. Selbstverständnis
Vorpommern nimmt als deutsches „Land am Meer“ teil am europäischen Zukunftsraum Ostsee. Lage, Geschichte und kulturelle Tradition, verbunden mit Namen wie Caspar David Friedrich und Otto Lilienthal, bestimmen Vorpommern dazu, Brücke zwischen Mitteleuropa und den Anrainern der Ostsee zu sein.
Die Lage am Meer mit mittelständischer, besonders maritimer Wirtschaft richtet den Blick in internationale Dimensionen. Internationale Einbindung Vorpommerns in Wirtschaft und Gesellschaft steht im Einklang mit der wachsenden Bedeutung der Regionen in Europa. Sie nimmt alte Entwicklungen Vorpommerns auf und führt sie fort.
Gesundes Klima, Naturbelassenheit von Meer und Inseln, Küste und Land sowie historisch geprägte Städte und Dörfer machen Vorpommern lebenswert und attraktiv für Arbeit, Erholung und Tourismus. Flur, Forst und Bodden sind traditionelle Wirtschafts- und Kulturräume. Die Menschen Vorpommerns achten die Natur ihres Landes und pflegen es.
Freie Räume sind Chance zur Entfaltung gebildeter Menschen. Freiraum des Gestaltens gewährleistet die Erschließung und Anwendung neuer Techniken und Dienste ebenso wie die freie Entfaltung von Wissen, Kunst und Kultur. Die Menschen Vorpommerns gestalten ihre Zukunft eigenverantwortlich. Selbstbewußtsein und das Bekenntnis zu Weltoffenheit in hansischer Tradition bestimmen das Selbstverständnis Vorpommerns.
2. Handlungsfelder
Die Menschen, die Geographie und moderne Technik und Dienste sind die Zukunft Vorpommerns.
2.1 Raum
Der unverbrauchte natürliche Lebensraum ist wesentlicher Entwicklungsfaktor Vorpommerns. Die reich gegliederte Küste mit ihrem Hinterland bietet die geographischen und klimatischen Voraussetzungen für eine hohe Lebensqualität und für ganzjährigen Tourismus mit internationaler Bedeutung. Bewahrung, Wiederherstellung und Sicherung von Gesundheit gehen wirtschaftlich einher mit Hochleistungsmedizin in Anwendung und Forschung. Sie geben dem Tourismus als Erlebnisraum eine zusätzliche Dimension.
Eine den natürlichen Gegebenheiten angepaßte Ernährungswirtschaft mit Ackerbau, Viehzucht, Forstwirtschaft und Fischerei kann mit regionalen Wertschöpfungsketten nachhaltige Entwicklung sichern und den wachsenden Markt ökologischer Produkte erschließen.
Produzierendes und Dienstleistungsgewerbe finden Raum für weitere Entwicklung. Unternehmen der Energieerzeugung und die dazugehörige Grundlagenforschung zur Modernisierung herkömmlicher und zur Erschließung neuer Energiequellen können in Vorpommern auf die nötige Infrastruktur und das intellektuelle Potential zurückgreifen.
Als Treffpunkt verschiedener Kulturen, deren Spuren auch in der Region selbst sichtbar sind, bildet Vorpommern eine Brücke zwischen verschiedenen europäischen Räumen. Häfen und neue Verkehrswege bieten Platz für Ausweitung logistischer Umschlagpunkte und Anreiz für international orientierte Ansiedlung von Gewerbe und Dienstleistungen.
Die Zusammenarbeit mit den Nachbarregionen in verschiedenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen und Ebenen öffnet Möglichkeiten für eine zunehmend gemeinsame Nutzung von Entwicklungspotentialen. Vorpommern ist Ort der Begegnung von Regionen und Kulturen, ist Gastgeber und Partner beim Austausch von Erfahrungen.
2.2 Mensch
Neue Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft verlangen eine kreative Atmosphäre. Wachsende, moderne Bildungseinrichtungen, namentlich die Universität Greifswald und die Fachhochschule Stralsund, fördern diese und sollen die Menschen für ihre Zukunft qualifizieren. Theater, bildende Kunst und Musik sind Bestandteile einer auf Kreativität orientierten Bildung.
Zielorientiertes Handeln und Kooperation innerhalb und zwischen den Wirtschaftszweigen wird immer mehr zum Mittel für Erfolg. Der Aufbau von branchenübergreifenden Netzwerken unter Einbeziehung von öffentlichen Verwaltungen schafft Voraussetzungen für die regionale Nutzung der Exportinfrastruktur. Die mehrheitlich kleinen und mittleren Unternehmen Vorpommerns erhalten dadurch neue Entwicklungsmöglichkeiten und werden für eine Ausweitung und Internationalisierung ihres Wirkens motiviert.
Vorpommern nimmt teil am internationalen Wettbewerb um Lösungen für die Probleme in Wirtschaft und Gesellschaft. Verantwortungsbewußtsein für die Entwicklung der Region, solide fachliche Bildung, in der Praxis erworbene Fähigkeiten und Durchsetzungswillen kennzeichnen die soziale Kompetenz der Menschen. Weltwirtschaftlich lageunabhängige Branchen mit hohem Wachstumspotential wie Biotechnologie und Informationstechnologie finden in der Verbindung von Lebensqualität Vorpommerns und der sozialen Kompetenz seiner Bewohner günstige Voraussetzungen.
3. Handlungsziele und Maßnahmen
3.1. Chancen
3.1.1 Lebensqualität
Vorpommern setzt die Tourismuswirtschaft als Schwerpunkt und entwickelt dafür integrative Konzepte. Im Begriff Lebensqualität werden sowohl Erlebnistourismus als auch Gesundheitstourismus in den verschiedenen Stufen von Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit integriert, wie Erholung, ambulante und stationäre Rehabilitation und Hochleistungsmedizin.
Qualitative Entwicklung, Ergänzung durch ganzjährig nutzbare Angebote und eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur stehen bei der Förderung touristischer Einrichtungen im Vordergrund. Der Tourismus erstreckt sich zunehmend auf neue Bereiche wie Konferenztourismus, Leben auf dem Bauernhof oder Jagd. Die räumliche Nähe von touristischen und Rehabilitationseinrichtungen ist eine Chance für bedarfsorientierte Angebotskombinationen. Erschließung und Präsentation kultureller und wissenschaftlich-technischer Traditionen sind gleichermaßen Anziehungspunkt für Touristen und Bestandteil regionaler Identität.
Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft werden für die Förderung von nachhaltiger Naturbewirtschaftung und Produkten der gesunden Ernährung genutzt.
3.1.2 Naturbewirtschaftung
Die wirtschaftliche Bedeutung der ausgedehnten naturnahen Räume Vorpommerns mit ihren überschaubaren Siedlungsgrößen liegt vor allem in den modernen Anforderungen an die menschliche Ernährung und die naturverträgliche Kulturlandschaftsgestaltung. Größenstruktur, Differenziertheit und technologische Ausstattung der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe und der Fischerei sind marktfähig und arbeitskraftbindend. Gesundheitsverträgliche Bewirtschaftung bietet Chancen für höhere Veredlung landwirtschaftlicher Produkte.
Konzentration von Gewerbeerweiterung und -neuansiedlung um vorhandene Wirtschaftszentren und in den Gewerbegebieten der Zentralorte wirkt kulturlandschaftsverträglich, bewahrt Siedlungsstruktur und Naturräume. Vorpommern bietet genügend Platz für Standorte der Energieerzeugung unter anderem aus erneuerbaren Quellen wie Windkraft, Sonnenenergie und Biogas.
3.1.3 Humankapital und Dienste
Tradition und Moderne kennzeichnen die Bildungskapazitäten der Region. Eine der ältesten deutschen Universitäten und eine wirtschaftlich orientierte Fachhochschule profilieren sich als breit gefächerte Orientierungspunkte für eine Vielzahl staatlicher und privater Bildungs- und Forschungseinrichtungen. Die qualitative und quantitative Entwicklung der Hochschulstandorte bietet Chancen für Entwicklung und Innovation und ist eine wesentliche Quelle für die Perspektive Vorpommerns.
Die solide allgemeine Bildung der Bevölkerung und ihre soziale Kompetenz sollen Bausteine für Spitzenleistungen in Wissenschaft und Forschung mit dem Ziel des Transfers in die Wirtschaft sein. Mit großem Selbstvertrauen und Sachverstand setzen die Vertreter und Unternehmen aus diesem Bereich ihr Potential konzentriert zur Profilierung Vorpommerns als Standort für Hochtechnologie und Dienstleistungsgewerbe ein. Die Suche nach innovativen Lösungen wird als intellektuelle Herausforderung angesehen.
Die Förderung eines reichen und vielfältigen Theaterangebots, von bildender Kunst, Musik, Literatur und eines breiten Vereinslebens schafft eine geistig-kreative und offene Atmosphäre und stärkt sowohl das regionale Selbstbewußtsein als auch die Weltoffenheit der Menschen.
3.1.4 Zusammenarbeit
Brückenfunktion und Tourismus erfordern einen Ausbau der überregionalen Verkehrsinfrastruktur. Als Angebot und Vorleistung sollen die Möglichkeiten des Güterumschlags auf Schiene und Straße und in den Häfen auf die weitere Entwicklung nordeuropäischer und die Erschließung osteuropäischer Märkte ausgerichtet werden.
Elementare Voraussetzung für Nutzung neuer Technologien und Schaffung von Netzwerken sind der weitere Ausbau und der effektive Einsatz moderner Medieninfrastruktur.
Bestehende länderübergreifende Interessengemeinschaften auf gesellschaftlichem (Pomerania) und wirtschaftlich-wissenschaftlichem Gebiet (BioCon Valley) sind beispielgebend und zukunftsweisend für eine effektive Umsetzung gemeinsamer Interessen.
3.2 Wechselwirkungen
Der besondere Vorzug einer überschaubaren Region wie Vorpommern liegt auch in der Möglichkeit, unterschiedliche Interessen fair und sachgerecht auszudiskutieren und einer zukunftsweisenden Lösung zuzuführen.
Die Tourismuswirtschaft erfordert in der Konsequenz gleichermaßen Ausbau einer leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur und Bewahrung des Naturraums als elementare Basis für die Lebensqualität. Umweltfreundliche und energieeffektive Verkehrslösungen entsprechen beiden Zielen am besten. Bestehende Bahnlinien und Flugplätze in Verbindung mit Tourismusgebieten sind im Hinblick auf schnelle Erreichbarkeit der Region Alternative und Ergänzung zum individuellen Fahrzeugverkehr.
Das erklärte Ziel der Schaffung und Erhaltung dauerhafter Arbeitsplätze in der Region kann zu Konflikten vorrangig in Gebieten oder an Gebietsgrenzen führen, die sowohl für Energiegewinnung, verarbeitende Industrie oder Rohstoff-Förderung (Kies, Sand, Erdgas) wie auch für Tourismus geeignet oder als Naturschutzräume ausgewiesen sind oder werden sollen. Entscheidungen sollen unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit getroffen werden.
3.3 Verfahren und Regularien
3.3.1 Demokratie und Kommunikation, Marketing
Die zunehmende regionale Identität steht in enger Wechselwirkung mit Binnenmarketing. Eine bürgernahe, effiziente, sachkompetente und entwicklungsorientierte Arbeit der Verwaltungen ist hierfür wesentliches Ziel. Verwaltungsentscheidungen aller Ebenen sollen für den Bürger durchschaubar und nachvollziehbar sein.
Das Potential der regionalen Medien dafür stärker zu nutzen bietet die Möglichkeit, regionale Identität und Kenntnis zu stärken. Die Gemeinsamkeiten der Region sollen durch übergreifende Werbeauftritte und die Entwicklung einer zusammenfassenden Medienplattform vor allem nach außen stärker sichtbar gemacht werden.
3.3.2 Strukturoptimierung
Vorpommern setzt in der Verwaltung auf Funktionalität und Interessenausgleich. Die gemeinsamen Interessen der Region Vorpommern sind mehr als die Summe subregionaler oder zentralörtlicher Interessen. Unter sorgfältiger Berücksichtigung der Verbindung von lokalen und gesamtregionalen Interessen können bestehende Körperschaften und Interessenverbände am besten die Gesamtentwicklung der Region begleiten und befördern. Dazu soll eine Koordinierung unter Beteiligung aller gesellschaftlicher Kräfte erfolgen.
Künftige Entwicklungen in Europa führen zu neuem Nachdenken über effektive Größe und Organisation regionaler Willensbildung und Verwaltung.